Von Elternzeit bis Care-Arbeit: Frauen und Männer im Vergleich
Wer steckt zurück, wenn Kinder ins Leben treten oder die Familie wächst? Die repräsentative IU Studie „Kind und Karriere. Vereinbar für alle?“ zeigt, wie arbeitende Männer und Frauen in Deutschland die Elternzeit aufteilen, Familie und Beruf organisieren – oder anders gesagt: wie es um die Gleichberechtigung in Deutschland steht.*
Zentrale Ergebnisse der Studie: Frauen stellen ihre Karriere häufiger hinten an als Männer. Fast jede fünfte Frau (19,4 Prozent; Männer: 11,3 Prozent) gibt an, ihre beruflichen Ziele durch die Geburt von Kindern bzw. aufgrund von Elternschaft verändert zu haben. Vor allem, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Zudem gehen Mütter deutlich häufiger in Elternzeit als Väter. Dabei haben Männer seit 2007 den gleichen Anspruch auf Elternzeit wie Frauen.
Auch bei der Aufteilung der Kinderbetreuung sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern groß: Viele Frauen leisten nach eigenen Angaben den überwiegenden Teil der Care-Arbeit. 30,2 Prozent der Frauen sagen sogar: Ich übernehme die Care-Arbeit komplett.
Welchen Einfluss haben diese Ungleichgewichte auf Karrieren und die Gesellschaft? Prof.in Dr.in Alexandra Wuttig und Prof. Dr. Malte Martensen von der IU Internationalen Hochschule diskutieren ausführlich über den Status quo sowie die Handlungsspielräume von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Für mehr Parität in der Realität.
Zur Studie als PDF
*Obwohl die Geschlechtszugehörigkeit mehr erfordert als eine binäre Klassifizierung in weiblich und männlich, sind die derzeit verfügbaren Daten für eine solche Analyse begrenzt. In der Regel sind die Zahlen zu gering, um eine Aufschlüsselung nach zusätzlichen Variablen zu ermöglichen. Daher wird in der IU Studie das Geschlecht nur in einem binären System betrachtet.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: die Fakten
ist für 95,3 % aller Befragten in der Arbeitsgestaltung sehr wichtig bis eher wichtig.
der berufstätigen Frauen mit Kind waren bereits in Elternzeit.
der berufstätigen Männer mit Kind waren bereits in Elternzeit.
der berufstätigen Frauen mit Kindern im Haushalt geben an, die Care-Arbeit vollständig oder zu großen Teilen zu übernehmen.
der berufstätigen Männer mit Kindern im Haushalt geben an, die Care-Arbeit vollständig oder zu großen Teilen zu übernehmen.
Care-Arbeit hat einen enormen gesellschaftlichen Wert
„Wir müssen die konzeptionelle Trennung zwischen Erwerbs- und Care-Arbeit überwinden. Letztere wird oft unterschätzt, obwohl sie einen enormen gesellschaftlichen Wert hat. In Organisationen sollten wir eine Kulturveränderung hin zu echter Familienfreundlichkeit vorantreiben. Mit gutem Beispiel voran geht hier der Softwarekonzern SAP, der Väter nach der Geburt des Kindes sechs Wochen bezahlt freistellt. Man sieht: Auch deutsche Unternehmen können hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Und natürlich spielen Führungskräfte eine Schlüsselrolle und müssen als Vorbilder fungieren.“
Prof.in Dr.in Alexandra Wuttig
Kanzlerin der IU Internationalen Hochschule & Professorin für Innovation und Entrepreneurship
Familie, Beruf und Karriere: Wie geht das?
Familie ist das eine, Beruf und Karriere das andere: Wie gut lassen sich die verschiedenen Aspekte für berufstätige Eltern in Deutschland unter einen Hut bringen? Einblicke in die Karrierewege – und die Verteilung von Elternzeit und Kinderbetreuung.
Karriere und Familie: Kinder verändern vor allem bei Frauen die beruflichen Ziele
Rund zwei Drittel der arbeitenden Männer und Frauen erlebten bereits Wendepunkte in ihrem Berufsleben. Auffällig dabei: 19,4 Prozent der Frauen haben aufgrund von Elternschaft ihre berufliche Ziele verändert, Männer nennen diesen Grund deutlich seltener (11,3 Prozent).
*Ausschnitt der Antworten auf die Frage: „Gab es einen Zeitpunkt in Ihrer beruflichen Laufbahn, an dem Sie Ihre beruflichen Ziele neu ausgerichtet haben?
Quelle: IU Studie „Kind und Karriere. Vereinbar für alle?“
Aufteilung der Elternzeit: Das sagen berufstätige Eltern
In Deutschland nehmen berufstätige Mütter deutlich häufiger Elternzeit als berufstätige Väter: 78,3 Prozent der Frauen, die Elternzeit genommen haben, geben an, den Anspruch auf Elternzeit alleine genutzt zu haben. Nur wenige Befragte geben an, die Elternzeit gleichwertig aufgeteilt zu haben.
*Ausschnitte der Antworten auf die Frage: „Wie haben Sie die Elternzeit aufgeteilt?“ (Nur Befragte, die Kinder haben und Elternzeit genommen haben.
Quelle: IU Studie „Kind und Karriere. Vereinbar für alle?“
Unterstützung bei der Kinderbetreuung
Mehr als 20 Prozent der berufstätigen Eltern haben oder hatten laut IU Studie keine Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Bei den befragten Müttern und Vätern mit Unterstützung springen vor allem die Eltern und / oder Schwiegereltern ein, um die Kinder zu betreuen.
*Ausschnitte der Antworten auf die Frage: „Haben Sie (und Ihr:e Partner:in) bei der Kinderbetreuung Unterstützung aus dem Umfeld erhalten bzw. erhalten Sie Unterstützung aus dem Umfeld? (Nur Befragte, die Kinder haben.)
Quelle: IU Studie „Kind und Karriere. Vereinbar für alle?“
Familie verändert Karrieren nachhaltig
„Durch Elternschaft verfestigen sich oft Rollenbilder, die vor der Familiengründung im wahrsten Sinne des Wortes keine Rolle gespielt haben. Väter möchten mehr Geld verdienen, Frauen überdenken ihre beruflichen Ziele. Gesellschaftlicher Druck, Strukturen und Klischees verstärken diese individuellen Tendenzen und Verhaltensweisen, die sich auch nach Jahren noch in Erwerbsquoten und Karrierewegen niederschlagen.“
Prof. Dr. Malte Martensen
Studiengangsleiter MBA und Professor für Personal & Organisation an der IU Internationalen Hochschule
Die IU Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Wie steht's um die Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland? Alle Studienergebnisse und Statements – jetzt in der IU Studie nachlesen.
Zur Studie als PDFMehr Infos zur IU Studie
Jetzt Studienbroschüre anfordern
Schön, dass Du Dich entschieden hast, alles über Dein Studium und die IU Internationale Hochschule zu erfahren. Fordere hier Deine Studienbroschüre an – kostenlos und unverbindlich.